Beziehung
Einer der wichtigsten Lehrsätze der Bindungstheorie besagt, dass Säuglinge und Kleinkinder Sicherheit und Vertrauen zu den Eltern entwickeln müssen, bevor sie bereit sind, sich in unbekannte Situationen zu begeben, in denen sie alleine zurecht kommen müssen. Diese Bindung gibt dem kleinen Kind idealtypisch Schutz, Vertrauen und Sicherheit, so dass es, ausgestattet mit einem positiven Gefühl der Sicherheit und unter Nutzung der Bindungsperson als „sicherer Basis“, auf Entdeckungsreise gehen und eine eigenständige Person werden kann.
Im Alter von 2 Jahren kann dieses Verhalten am deutlichsten beobachtet werden. Das Kind macht eine Reihe von kleinen „Ausflügen“ innerhalb einer bestimmten Entfernung und kehrt dann zur Mutter oder zur Bezugsperson zurück, wo es Blickkontakt aufnimmt, die Mutter berührt, auf ihren Schoß will oder ähnliches. Sicherheit innerhalb der Familie bzw. der Bezugsperson, ist zu Beginn eine Form der Abhängigkeit und bildet die Basis, von der aus das Kind neue Fähigkeiten und Interessen auf anderen Gebieten erwirbt und sich auf sich selber verlassen kann. Es beginnt sich langsam, zunächst für einige Stunden, von den Eltern zu lösen, um neue Beziehungen aufzubauen.
Als Erwachsene sind wir Vorbilder, nicht durch unsere Vorstellungen, die wir in uns tragen, sondern durch das, was wir leben. Dazu gehört, das Kind so anzunehmen wie es ist, es zu unterstützen, ihm zu vertrauen, es zu begleiten, ihm Raum und Zeit zu geben, ihm Angebote zu machen und seine Impulse aufzugreifen. Darüber hinaus dem Kind Grenzen zu setzen, wenn es sie einfordert, ihm Hilfe anzubieten und zu erkennen, dass wir das Kind nicht vor allen Gefahren beschützen können. Hier liegen auch die Grundlagen für die Beziehungen zu den uns anvertrauten Kindern.
Für uns sind die drei wichtigsten Voraussetzungen für eine positive Beziehung zwischen Kindern und Erzieherinnen:
Empathie: - das heißt:
Einfühlendes Verstehen in die Welt des Kindes, indem wir es genau beobachten und versuchen uns hineinzufühlen und zu verstehen, warum das Kind gerade traurig ist oder sich auffällig verhält. Seine Sorgen und Nöten, die es aufgrund seines Altern noch nicht in Worte fassen kann oder auch seine Freude zu teilen. Weiterhin das Kind zu unterstützen und Zusammenhänge zu erkennen.
Akzeptanz –das heißt für uns:
Jedes Kind in seiner Persönlichkeit wertzuschätzen und zu akzeptieren, unabhängig von sozialer Herkunft, Religion oder Kultur.
Nur das Kind, das angenommen wird, kann sich selbst und auch Andere annehmen.
Kinder, die mit Respekt behandelt werden, antworten mit Respekt.
Kinder, die fürsorglich behandelt werden, verhalten sich fürsorglich.
Kinder, die nicht in ihrer Persönlichkeit verletzt werden, kränken Andere nicht.
Im Alltag sind Erwachsene und Kinder keine gleichmächtigen Partner, sondern gleichwürdige ganze Menschen.
Kongruenz:
Echtheit – das bin ich als Erzieherin, das ist meine Person und die Übereinstimmung mit dem, was ich verbal und nonverbal zum Ausdruck bringe. Das heißt: Kinder brauchen echte Menschen, die fühlen, Betroffenheit oder auch Hilflosigkeit zeigen, die sich freuen und auch lachen können. Kinder sind aufgrund ihres Alters und ihrer Entwicklung „echt“. Sie können sich nicht verstellen und so tun, „als ob“ . Vor diesem Hintergrund sind sie auf „echte“ Erwachsene angewiesen.
Wertevermittlung:
"ES IST EIN UNTERSCHIED, OB MAN VON KINDHEIT AN LERNT, DIE HÄNDE ZU FALTEN ODER SIE ZUR FAUST ZU BALLEN"
HELMUT WALTERS
Vom Elternhaus und später vom Kindergarten und der Schule wird erwartet, dass Kinder nicht nur intellektuelles Wissen erlernen, sondern auch, was man im weitesten Sinne als menschliche Werte bezeichnet:
Ehrlichkeit, Liebe zu anderen Menschen, Konfliktfähigkeit, Achtung vor der Natur, Verantwortungs- und Glückfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Mut, Gewaltlosigkeit und Toleranz.
Leider funktioniert das heute in der Praxis oft nicht.
Was können Eltern und Erzieher tun, damit ihre Kinder nachhaltig Werte entdecken und leben?
Werteerziehung muss ein Teil des Alltags werden, - konkret, praktisch und lebensnah. Alle Erzieher (Eltern und Pädagogen) müssen sich bewusst sein, dass Kinder durch Nachahmung und Wiederholung lernen.
Dieser Text einer tibetischen Weisheit bringt es auf den Punkt:
Wenn ein Kind kritisiert wird, lernt es zu verurteilen.
Wenn ein Kind verspottet wird, lernt es schüchtern zu sein.
Wenn ein Kind beschämt wird, lernt es sich schuldig zu fühlen.
Wird ein Kind verstanden und toleriert, lernt es geduldig zu sein.
Wird ein Kind ermutigt, lernt es sich selbst zu schätzen.
Wird ein Kind gerecht behandelt, lernt es gerecht zu sein.“
Alle Kinder brauchen Regeln und Grenzen. Regeln und Grenzen geben ihnen Schutz und Sicherheit.
Sie entwickeln mehr Vertrauen in sich und ihre Umwelt.
Bei den täglichen Auseinandersetzungen mit den Kindergartenregeln werden sie konfliktfähig.
Grenzen aufzeigen heißt, verantwortlich Orientierung zu geben, Kindern Werte und Regeln des Zusammenlebens vorzuleben und vorzugeben – in dem Bewusstsein, dass sie Halt und Sicherheit geben.
Kinder sind sehr stark bedürfnisorientiert, zunächst ist eine Bedürfnisbefriedigung sehr wichtig, um eine Grundsicherheit zu erlangen. Dann müssen sie aber nach und nach lernen, dass es andere Menschen mit anderen Bedürfnissen gibt und sie brauchen die angemessene Erfahrung des Versagens und Wünschens.
Das ist aber keine Rechtfertigung für willkürliche und unreflektierte Machtdemonstration der Erwachsenen.
Grenzen müssen immer eingebettet sein, in liebevolle Beziehungen und verantwortliches Handeln.
Eltern und Erzieher müssen sich bewusst sein, dass Werteerziehung immer etwas mit den eigenen Werten zu tun hat.
Wir können sagen, dass für uns folgende Werte im Mittelpunkt stehen:
• Höflichkeit
• Wahrheit
• Richtiges Handeln
• Liebe
• Gewaltloser Umgang
Höflichkeit:
Höflichkeit kann man in vielen Alltagssituationen einüben und wir alle sind gefordert, dies den Kindern vorzuleben.
Ein freundliches „Guten Morgen – Schön, dass Du da bist“ lässt den Tag für alle besser beginnen.
Ein Sensibilisieren für die Bedürfnisse meines Gegenübers gehört selbstverständlich dazu.
……
Wahrheit:
Ehrlichkeit und Wahrheit tragen dazu bei, dass Kinder Vertrauen aufbauen können, um gesund in die Welt hineinzuwachsen.
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Richtiges Handeln:
Wenn Kinder erleben, dass Familienmitglieder und die Menschen in ihrem Umfeld aufeinander hören, sich respektieren, achten und zueinander schauen, dann werden sie dieses Verhalten selbstverständlich lernen.
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Liebe:
Liebe erfahren die Kinder, indem wir sie achten und lieben, sie so annehmen wie sie sind, keine Bedingungen an sie stellen, damit wir sie lieben.
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Gewaltloser Umgang:
Streit und Konflikte gehören zum Leben dazu.
Bei der Lösung von Konflikten will der richtige Umgang gelernt sein, faires Streiten will gelernt sein.
Gewalt darf kein Mittel der Auseinandersetzung sein.
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Wir erlernen mit den Kindern angemessene Verhaltensweisen im täglichen Umgang miteinander.